On-Premises versus Cloud: die Qual der Wahl

|

Die aktuellen Ansprüche, welche die digitalisierte Welt hinsichtlich Rechenleistung, Speicher und Software an die Unternehmens-IT stellt, sind enorm und stellen Firmen vor die Frage: welches Datennutzungssystem passt am besten? Die Ergebnisse der Capgemini Studie zu den wichtigsten IT-Trends in 2022 verdeutlichen, dass cloudfähige Systeme für Unternehmen im Vergleich zu lokalen Lösungen immer zentraler werden. Auch wenn Clouds in der IT-Welt gerade auf dem Vormarsch sind, ist es wichtig, die Ressourcen und Anforderungen des eigenen Unternehmens – z. B. hinsichtlich Strategie, Unternehmensgröße, Anzahl der Standorte, Hardware, Bandbreite, Personalwachstum, Höhe des IT- Etats und rechtlicher Rahmenbedingungen – genau zu analysieren, um abzuschätzen, ob eine cloudbasierte Lösung oder ein On-Premises-Modell die bessere Wahl ist. Die Entscheidung für eine digitale Transformation sollte nämlich nie übereilt getroffen werden. In diesem Blogeintrag stellen wir Ihnen die wesentlichen Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten vor, um Sie bei der Entscheidungsfindung für Ihr Unternehmen zu unterstützen.

On-Premises: Never change a running system?

On-Premises sind nicht umsonst seit vielen Jahren zuverlässige Begleiter im Unternehmensalltag. Ein klarer Vorteil ist die Datensicherheit, die sie bieten: sensible Unternehmensdaten gelangen nicht in die Hände von Dritten, da sie in selbst verwalteten lokalen Rechenzentren im Unternehmen gespeichert werden. Das bedeutet, Unternehmen mit On-Premises-Software haben jederzeit die volle Kontrolle über ihre Daten. Als weiterer Gewinn erweist sich, dass Mitarbeiter*innen auch bei Netzwerkproblemen, die durch eine mangelnde Internetqualität oder gar einen Ausfall verursacht werden, weiterhin der Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk gewährleistet ist. Das ist essentiell für Firmen oder Gegenden, die – leider ist dies in Deutschland immer noch viel zu häufig der Fall – eine geringe Internetqualität aufweisen.

Betrachten wir die Nachteile von On-Premises stechen ein paar ganz besonders heraus. Zwar ist die Anschaffung der Software bei On-Premises vergleichsweise kostengünstig, allerdings muss auch die zugehörige Hardware bestimmte Anforderungen erfüllen, was vor allem bei komplexen und großen Programmen ein Problem darstellen kann und schnell kostspielig wird. Ein weiterer Schwachpunkt einer lokalen Datennutzug liegt im Mehraufwand, der für die IT-Abteilung Ihres Unternehmens entsteht, da neue Soft- und Hardware installiert, eingerichtet und gewartet sowie Daten gesichert werden müssen. Damit verbunden ist auch die Tatsache, dass Updates zwar möglich sind, die Software nach einer bestimmten Zeit jedoch nicht weiterentwickelt und der zugehörige Support eingestellt wird. Insgesamt lässt sich in diesem Punkt sagen: eine zeitintensive und bisweilen frustrierende Auseinandersetzung mit IT-Problemen bindet wertvolle personelle Kapazitäten und lenkt vom Kerngeschäft ihres Unternehmens ab. Ein klarer Nachteil von On-Premises, vor allem für große Unternehmen oder die, die wachsen wollen, ist zudem die fehlende bzw. kostenintensive Skalierbarkeit des Systems. Es ist nicht ohne weiteres möglich z. B. die Speicherkapazitäten enorm zu steigern oder den Zugriff auf das Netzwerk von mehreren Standorten aus zu gewährleisten.

Cloudfähige Systeme: der Königsweg der digitalen Transformation?

Cloudbasierte Lösungen bieten auf den ersten Blick viele Vorteile. Beim Faktor Kosten punkten cloudfähige Systeme dahingehend, dass die Anforderungen an die lokale Soft- und Hardware deutlich geringer ist als bei On-Premises-Systemen und auch eine zeitintensive IT-Wartung über den Cloudprovider und nicht mehr über die interne IT-Abteilung geschieht. Die Abonnement-Modelle vieler Cloudanbieter fungieren wie eine Art “Buffet”, an dem man sich bedienen kann, je nachdem was gerade im Unternehmen gebraucht wird. Das schafft eine flexible Einstellung auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter*innen und Unternehmensstruktur, indem neue Anwendungen unkompliziert ausprobiert und wenig nützliche ad hoc abbestellt werden können. Das macht es Ihnen insgesamt möglich, Ihren Kurs agil Ihrem geschäftlichen Kontext anzupassen. Eng verknüpft mit der Flexibilität der Cloud ist es vor allem die Skalierbarkeit, die für Unternehmen, die wachsen möchten, einen zentralen Pluspunkt bei ihrer Entscheidung ausmacht. Zum einen können die Serverleistung und der Speicherplatz je nach Unternehmensentwicklung spontan erhöht werden. Zum anderen haben Sie bei einem Expansionswunsch ihres Unternehmens z. B. ins Ausland ohne großen Aufwand direkt die aktuelle IT-Infrastruktur zur Verfügung. Gerade auch seit der Pandemie erweisen sich cloudbasierte Unternehmen von Vorteil, da ihre Mitarbeitenden von zuhause problemlos arbeiten können.

Neben zahlreichen Vorteilen birgt die Cloud jedoch auch gewichtige Nachteile. Ein Haken ist, dass die Nutzung der Cloud ausschließlich über das Internet funktioniert und sowohl die Mitarbeiter*innen im Homeoffice als auch die Unternehmensinfrastruktur eine sehr gute Internetverbindung aufweisen müssen. Der größte Punkt, den Kritiker*innen gegenüber der Cloud anbringen, ist eine mangelnde Datensicherheit. Problematisch ist, dass sensible Daten nicht mehr auf den Unternehmensrechnern bleiben, sondern an Dritte weitergegeben werden, das ist insbesondere bei Cloudanbietern im Ausland problematisch, die je nach Standort ihrer Rechenzentren unterschiedlichen Datenschutzgesetzen unterliegen. Gleichzeitig arbeiten seriöse Cloudanbieter daran, die Datensicherheit für ihre Kund*innen zu erhöhen. Diese weisen zwar eine große Expertise und hohen Standard beim Thema Datenschutz auf, es gibt dennoch sehr hohe Qualitätsunterschiede zwischen unterschiedlichen Cloudprovidern. Als weiterer Nachteil zeichnet sich die generell hohe Abhängigkeit von den jeweiligen Cloudanbietern ab, was sich z. B. bei der Einstellung des Betriebs von Providern oder des Supports für bestimmte Produkte zeigt.

Fazit: und jetzt?

Die aktuellen globalen Krisen – die seit mehr als zwei Jahre andauernde Pandemie, die bereits große digitale Transformationsprozesse beschleunigt hat, und der Krieg gegen die Ukraine, der massive geopolitische, wirtschaftliche und soziale Folgen auf (internationaler) Ebene, auf die Industrie und die Gesellschaft hat – destabilisieren und verändern Märkte sowie Liefer- und Handelsketten und so ist es verständlich, dass Sie als Unternehmer*innen verunsichert sind und sehr gut abwägen, welche Risiken Sie aktuell eingehen möchten und können.

TIPP: Das Wichtigste bei der Entwicklung Ihrer persönlichen IT-Landschaft: sie sollte immer mit einer klar definierten Strategie erfolgen. Lassen Sie sich beraten, um eine Lösung zu finden, die zu Ihrem Unternehmensprofil passt.

Generell lässt sich festhalten: je kleiner und lokaler das Unternehmen, desto empfehlenswerter sind On-Premises-Lösungen und je größer und internationaler das Unternehmen ist, desto sinnvoller sind cloudbasierte Systeme. Ein hilfreicher Tipp für Sie: es lässt sich nicht sagen, welches der Systeme besser ist. Ob Sie sich für die Cloud oder eine On-Premises-Lösung entscheiden, wesentlich ist, dass Sie mit Hilfe einer qualifizierten Beratung die Lösung wählen, die zu ihrem Unternehmensprofil passt. Das Beste ist: Sie müssen sich nicht dogmatisch für ein Modell entscheiden. Sie können je nach ihren individuellen IT-Bedürfnissen eine Hybrid-Lösung aus lokalen und cloudfähigen Systemen entwickeln lassen. Das Wichtigste bei der Entwicklung Ihrer persönlichen IT-Landschaft ist: sie sollte immer mit einer klar definierten Strategie geschehen. Weder eine Überstürzung noch ein zu langes Hinauszögern sind hier von Vorteil, sondern ein von Expert*innen begleiteter, sehr gut durchdachter Prozess, um negative Folgen wie ein desorganisiertes IT-Mosaik aus alten und neuen Systemen, mangelnde Datensicherheit und Destabilisierung für ihr Unternehmen zu verhindern.

Friedrich Schreieck

Über den Autor

Der Autor, Friedrich Schreieck, Dipl. Pädagoge, Dipl. Soziologe, hat als geschäftsführender Gesellschafter eine E-Commerce-Agentur mit zuletzt 40 Mitarbeiter*Innen aufgebaut und nach 15 erfolgreichen Jahren 2019 verkauft. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Zusammenarbeit mit Hansjörg Gutensohn von Goodson GmbH und mehreren komplexen E-Commerce-Projekten mit PIM-Integration. Friedrich Schreieck arbeitet heute als Unternehmensberater und B2B-E-Commerce Consultant u.a. für Goodson.

Diesen Beitrag teilen